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Kurzgefasste Chronik des Gluckhauses



1318




Kaiser Ludwig der Bayer (1286-1347) überträgt 326 Tagwerk Wald oberhalb von Weidenwang den Zisterzienserinnen von Seligenporten. Im Kirchdorf Weidenwang entsteht das Seligenportner Dorf als zweiter Ortskern.




4. Juli 1327




Kaiser Ludwig der Bayer gibt die Waldhüterburg Oberweidenwang zum Abriss frei. Da denknotwendig ein neuer Waldhütersitz notwendig ist und ein alternativer Standort nicht zur Verfügung steht, schlägt die Geburtsstunde unseres Hauses am Holzweg von Weidenwang. Es liegt am Südende des Dorfes im Grundstück des ersten Seligenportner Wirtshauses von Weidenwang, das bereits zuvor entstanden ist.




1576


Nach der Reformation wird der Konvent von Seligenporten durch den Herzog von Bayern aufgelöst und der Seligenportner Gesamtbesitz einem neu gegründeten Klosterrichteramt Seligenporten zugeordnet.




30-jähriger Krieg - 1618 bis 1648


Zwischen 1632 und 1639 fallen die protestantischen Schweden mehrfach in den Sulzgau ein und es kommt zur Brandschatzung der Dörfer Erasbach und Weidenwang. Am Ende des Krieges ist Weidenwang komplett entvölkert. In dieser Zeit dürfte das Waldhüterhaus am Holzweg ersten ernsthaften Schaden erlitten haben.




1671


In Weidenwang beginnt ein neuer Aufschwung, die Hofstellen und Handwerkerhäuser sind wieder vollständig besetzt. Das Seligenportner Holz wird vom Kurfürsten dem neu gegründeten Salesianerinnen-Konvent in München übertragen, das Klosterrichteramt personell neu besetzt, die Aufsicht über den Seligenportner Forst bei Weidenwang dem Unterförster Stephan Petzel übertragen. Bis zur Jahrhundertwende kommt es zu mehrfachen Ausbesserungen am Haus des Försters.




1692


Der Seligenportner Gesamtbesitz wird dem neu gegründeten Salesianerinnen-Konvent von Amberg übertragen, der künftig als selbstständige Einheit fungiert, losgelöst vom Münchner Mutterhaus.




Mai 1701


Der Förster Stephan Petzel und seinen Frau Margarete sterben kurz nacheinander. Die Weidenwanger Forstdienststelle wird zunächst nicht mehr besetzt, das Haus am Holzweg steht leer. Wenig später fällt das benachbarte Seligenportner Wirtshaus inklusive Forsthaus an den Schuster Ulrich Albrecht, da der Schankbetrieb und die Dorfbäckerei schon zuvor in ein größeres Wirtshaus in Dorfmitte verlagert worden sind.

1702


Der Spanische Erbfolgekrieg bricht aus. Wegen der bayerischen Diversion (Pakt Kurbayerns mit Frankreich, gegen das Deutsche Reich) werden die Waldberge südlich von Weidenwang, auf denen die Grenze Kurbayerns zum Hochstift Eichstätt verläuft, zum potentiellen Aufmarschgebiet der verfeindeten Heere. Der Forstdienst in diesem gefährdeten Gebiet liegt brach, es kommt zum Raubbau und illegalen Abholzungen durch die örtlichen Bauern.




13. August 1704


Mit der desaströsen Niederlage Kurbayerns in der Schlacht von Höchstädt (13. August 1704) endet dessen Abfall vom Reich. Kurfürst Maximilian II. Emanuel geht ins Exil, die Administration Bayerns fällt an die Kurpfalz, das sich künftig um Wiederaufbau der Verwaltungsstrukturen bemüht.




vor 1711


Da der Forstdienst von Weidenwang vor Wiederaufnahme steht, werden am baufällig gewordenen Forsthaus erneut Reparaturmaßnahmen vorgenommen.

Frühjahr 1711


Der aus Neustadt an der Waldnaab stammende Johann Alexander Gluck übernimmt den Forstdienst von Weidenwang und wird dort Unterförster. Zeitgleich oder wenig später tritt er auch den Dienst als Jäger resp. Grenzjäger in der Nachbargemeinde Erasbach an, nachdem der bisherige Jäger erschossen im Wald aufgefunden worden ist. Der Forstdienst von Weidenwang erfordert die überwiegende Präsenz des neuen Unterförsters in Weidenwang, Alexander Gluck bezieht deshalb einen beheiz- und bewohnbaren Raum im baufälligen Forsthaus.




1713


In dieses Jahr fällt vermutlich die Hochzeit Alexander und Anna Walburga Glucks (an unbekanntem Ort), kurz danach bezieht das Paar das teil-reparierte Forsthaus von Weidenwang, in dem schon zuvor Alexander Gluck behelfsmäßig untergebracht war und in dem nun alsbald die zentrale Feuerstelle zur Beheizung von Küche und Guter Stube instandgesetzt wird, so dass das ganze Erdgeschoss bewohnbar wird. Noch im selben Jahr entsteht im benachbarten Erasbach das steinerne Erdgeschoss des Hauses, das die Glucks im nächsten Jahr beziehen wollen.

6. März 1714


Mit dem Friedensschluss von Rastatt endet der Spanische Erbfolgekrieg und das Schultheißenamt Neumarkt wird inklusive Sulzgau wieder kurbayerisch. Mit dem Wechsel der Regierung verschlechtern sich für den kurpfälzischen Jäger und Förster Alexander Gluck die Arbeitsbedingungen erheblich.

2. oder 4. Juli 1714


Anna Walburga Gluck entbindet im alten Petzel'schen Försterhaus in Weidenwang von ihrem ersten Sohn, aus dem als Erwachsener der berühmte, in ganz Europa gefeierte Opernkomponist Christoph Willibald Gluck werden wird. Zwei Tage später wird der Neugeborene vom Weidenwanger Pfarrer Simon Pabst auf die Vornamen Christoph und Willibald getauft. Als Taufpate fungiert der Dorfhauptmann, Gastwirt und Bäcker Christoph Fleischmann, Hebamme ist vermutlich dessen Frau Maria, beide aus dem Nachbarhaus der Glucks stammend.




Spätsommer/Herbst 1714


Die Familie Gluck zieht mit ihrem Säugling Christoph Willibald in ihr neu erbautes und soeben fertig gewordenes Eigenheim nach Erasbach um. Bis 1717 übernimmt Alexander Gluck nach und nach auch den Mautdienst von Erasbach, die Plankstetter Holzförsterei und die Erasbacher Gemeindeförsterei.




1716


In diesem Jahr kündigt der Salesianerinnen-Orden in Amberg den Dienstvertrag Alexander Glucks, weil er den Bedürfnissen der Weidenwanger Dorfbewohner zu weit entgegengekommen und die Belange des Klosters zu wenig vertreten haben soll. Auch die kurbayerische Forstverwaltung in Neumarkt setzt einige Hebel in Gang, den streitbaren Alexander Gluck los zu werden. Am 11. April 1716 wird in Erasbach der zweite Sohn des Paares namens Christoph Anton geboren und getauft. In Weidenwang wird als Nachfolger Glucks der Unterförster Philipp Ernsdorfer angestellt, ein bei den Dorfbewohnern äußerst unbeliebter Mann, der deshalb in der Folge mehrfach seine Unterkunft bei den Bauern verliert. Ein Bezug des zunehmend baufälligen und inzwischen in Ruin gehenden Forsthauses ist ihm ganz offenkundig nicht möglich gewesen.

1717


Es kommt zu einem Vergleich: Nach einigen Zwischenfällen löst Alexander Gluck in beiderseitigem Einvernehmen selbst seine weiteren Dienstverträge, erhält eine ansehnliche Abfindung und verkauft sein Eigenheim in Erasbach. Zum Jahresende wechselt er mit seiner Familie nach Nordböhmen, wo ihm in der Folge eine erstaunliche Karriere, vom Unterförster bis zum Forstmeister und Gutsbesitzer, gelingt.

1719


In diesem Jahr beantragt Philipp Ernsdorfer in Amberg den Neubau eines Forsthauses auf dem Areal des alten Hauses, welches sich mittlerweile im Besitz des Nachbarn Ulrich Albrecht befindet. Der Seligenportner Kastner und Amtsschreiber Johann Jakob Schöberl löst Ende des Jahres im Auftrag der Amberger Nonnen per Vertrag das Grundstück des alten Forsthauses in Weidenwang aus dem Besitz des Schusters Ulrich Albrecht für 30 Gulden aus, so dass dort in der Tat für den Konvent ein Neubau ermöglicht wird.




1720 bis 1724


Die Weidenwanger wehren sich heftig gegen diesen Bau. Es kommt zu Handgreiflichkeiten mit den Handwerkern und zu einem gerichtlichen Verfahren, das sich über vier Jahre und drei Instanzen (Schultheißenamt Neumarkt, Hofkammergericht München, Revisionsamt München) erstreckt. Zwischenzeitlich gibt Franziska Sartorin, die Superiorin der Amberger Salesianerinnen, das ursprüngliche Vorhaben auf, das Forsthaus am Dorfrand zu bauen, und plant seine Neuerrichtung oben am Waldrand, bei den 3 Pfarrweihern. Doch auch gegen diesen Standort opponieren die Weidenwanger in aller Heftigkeit und verhindern den Bau mit Gewalt, da er ihre Hut und Trift beeinträchtigt.

Winter 1722/23


In diesem Winter wird dennoch das Bauholz für die Zwischendecke des neuen Forsthauses eingeschlagen. Überraschenderweise wird es im Folgejahr in den zuerst geplanten Bau am Dorfrand eingebaut, dessen steinerner Baukörper sich aus der Zeit des Försters Petzel in großen Teilen erhalten hat.




1724


Die Dorfgemeinde Weidenwang verliert endgültig ihren Prozess in München und muss nun den Neubau des Forsthauses an alter Stelle akzeptieren. Noch im selben Jahr wird das Haus mit neuem Dachgeschoss und aufgedoppelten Wänden bezugsfertig.

1726


Nach zwei weiteren Dienstjahren verlassen Philipp Ernsdorfer und seine Frau das Forsthaus von Weidenwang. Nachfolger als Unterförster von Weidenwang wird ein gewisser Christoph Dötzer, der bis zu seinem Tod im Jahr 1763 mit seiner Familie im Forsthaus wohnen wird.

Juli 1748


Das Forsthaus zeigt erneut ernsthafte Bauschäden. Im Sommer 1748 stürzt die Riegelwand des Westgiebels ein und muss vom Maurermeister Martin Endermüller aus Weidenwang als Bruchsteinwand komplett erneuert werden.

Juni 1762


Johann Georg Dötzer, der Sohn Christoph Dötzers, ist seinem Vater als Seligenportner Holzförster ins Amt gefolgt. Nun ist auch der Ostgiebel des Hauses so baufällig, dass er als Bruchsteinwand neu aufgemauert werden muss.




11. und 12. April 1764


An diesen beiden Frühlingstagen erhält Weidenwang hohen Besuch: Christoph Willibald Ritter von Gluck, als 50-jähriger, 8 Jahre zuvor vom Papst geadelter Mann, auf dem Gipfel seines musikalischen Erfolgs in Österreich und Italien stehend, reist "per calèche" von Frankfurt über Nürnberg in seine Heimatdörfer Weidenwang und Erasbach und stattet ihnen einen Besuch ab, wohl den ersten nach seinem Weggang als Kleinkind im Winter 1717/18. Mit Sicherheit sucht Gluck auch das Forsthaus von Weidenwang auf und spricht beim Förster Johann Georg Dötzer persönlich vor. Somit ist es Gluck selbst, der die Tradition von der Geburt in diesem Haus begründet! Später berichten Augenzeugen aus dem Dorf, dass bei ihnen "einst ein gewisser Gluck gewesen sei, der sich auf allen Instrumenten ungemein gut auskannte ..." Christoph Willibald Gluck wird deshalb im Dorfwirtshaus, das inzwischen an der Durchgangsstraße im unteren Dorf neu errichtet worden war, Kostproben seines Könnens, vermutlich mit den Instrumenten des zuvor im selben Anwesen ansässigen Cello- und Geigenbauers Mathias Scheigl gegeben haben!




Juli 1775


Da sich beim Neubau 1723/24 der First des Forsthauses um einen Drittelmeter nach Süden verlagert hat und deshalb der firstmittig das Dach verlassende Kamin verzogen worden ist, sind nun gravierende Schäden auch an der zentralen Feuereinheit des Hauses entstanden. Es besteht unmittelbare Einsturzgefahr von Kamin, Rauchfang und Kachelofen! Nach einem Gesuch des Försters Johann Gorg Dötzer werden durch das Klosterrichteramt Seligenporten auch diese Schäden behoben, dabei der Obereichstätter Stubenofen von 1724 entfernt und durch einen raumhohen Mauerstollen mit Kaminzügen ersetzt, der künftig den oberen Kamin von unten abstützt.




1805/06


Mit Gründung des Königreichs Bayern wird das Klosterrichteramt Seligenporten aufgelöst, der Seligenportner Forst mit anderen königlichen Wäldereien zu einer größeren Verwaltungseinheit zusammengefasst, der letzte Weidenwanger Holzförster Georg Dötzer jun. in den Ruhestand versetzt und die Forstdienststelle Weidenwang aufgelöst - zugunsten des neuen k.-b. Forstamtes in Burggriesbach. Damit hat das Haus am Weidenwanger Holzweg endgültig aufgehört, ein Forsthaus zu sein. Aus der Gluck'schen Zeit bleibt der Hausname "Zum Forsterbarthl".




1809/10


Zu dieser Zeit erwirbt ein gewisser Johann Straubmeyer das Haus und betreibt von dort aus eine kleine, nur zur Selbstversorgung geeignete Nebenerwerbsökonomie, wie auch all seine Nachfolger bis ins 20. Jahrhundert.

um 1820


Es folgt als Besitzer ein gewisser Johann Schimpl. In den Händen seiner Nachfahren, die nicht alle namentlich bekannt sind, bleibt das Haus bis zum Ende des 2. Weltkriegs. In dieser Zeit wechselt der alte Hausname "Zum Forsterbarthl" auf den neuen Hausnamen "Zum Schimpl".

2. August 1835


Ein Großbrand vernichtet am Portiuncula-Sonntag 1835 zwei Drittel der strohgedeckten Häuser und Scheunen von Weidenwang. Das bereits ab 1724 mit Ziegeln gedeckte Forsthaus entgeht dem Funkenflug. Vermutlich nimmt sein Westgiebel durch die Gluthitze der vorbeiziehenden Feuerwalze derart Schaden, dass er ausgebessert und drei Jahrzehnte später in Ziegelbauweise völlig neu errichtet werden muss.

vor 1871


Zur Zeit der nationalen Erhebung Deutschlands erfährt das Geburtshaus des Komponisten Christoph Willibald Gluck neue Wertschätzung. Anlässlich der Erneuerung des Westgiebels werden die ersten Lochziegel aus der soeben erfundenen Strangpresse in das Haus eingebaut, vermutlich durch den damaligen Besitzer persönlich, einem Maurermeister namens Johann Schimpl.




4. Juli 1871


An diesem Festtag, dem 157. Geburtstag Glucks, wird von Professor Konrad Knoll aus München ein großes Denkmal in Weidenwang enthüllt, eine von ihm in Erz gegossene Büste des Komponisten auf einem marmornen Piedestal im Wert von 2700 Gulden, zu der viele Größen Europas ihr Scherflein beigetragen haben.




Bei dieser Feier, der mehr als 3000 Gäste aus Nah und Fern beiwohnen, wird auch das Geburtshaus Glucks aufgesucht und dort unter musikalischen Klängen und Lobesworten diverser Redner jene marmorne Gedenktafel enthüllt, die noch heute das Haus ziert. Im Innern des Hauses zeigt man das "Geburtsbett" Glucks, das etwas deplatziert in der Guten Stube steht, auch eine Flöte, auf der Gluck gespielt haben soll. Der Ruf des Hauses geht seit diesem Ehrentag um die Welt, die Gluck-Tradition ist damit aufgefrischt und gefestigt.




um 1880


Das Haus gehört nun einem Schuhmacher namens Johann Schimpl. Er vermauert vermutlich den Außeneingang des Anbaus, in dem sich einst das Gerät und die Registratur der Holzförsterei befunden hat, richtet dort eine beheizbare Schusterwerkstatt ein, deren Werkzeug möglicherweise noch aus der Zeit des Schusters Ulrich Albrecht stammt.




Sommer 1904


Der französische Musikwissenschaftler Julien Tiersot, ein Liebhaber und Kenner Gluck'scher Musik, sucht Weidenwang auf und fertigt dabei zwei Fotografien des Hauses an, die sich heute im Besitz der Bibliothèque Nationale de France in Paris befinden. Tiersot veröffentlicht in Folgejahr seinen Reisebericht in der renommierten französischen Musik- und Theaterzeitschrift "Le Ménestrel".




um 1914


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befindet sich das Haus im Besitz eines gewissen Joseph Breinl, welcher in die Familie Schimpl eingeheiratet hat. Kurz von der nächsten Jahrhundertfeier wird der Kaminkopf des Hauses erneuert, die Wände des Stallanbaus über dem Keller neu aufgemauert oder verputzt, das Haus insgesamt aufgehübscht und neu gestrichen.




4. Juli 1914


Zum 200. Geburtstag des Komponisten Gluck, der erneut in Weidenwang groß gefeiert wird, ist der Sulzbürger Pfarrer und Hobbyhistoriker Franz Xaver Buchner in die Archive gegangen und hat die Akten zur Hausgeschichte inspiziert. Anschließend stellt er die ebenso abenteuerliche wie sachlich unbegründete Behauptung auf, Gluck könne in diesem Haus nicht geboren sein, da es 1714 noch gar nicht existiert habe. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbleibt eine Widerlegung durch die Weidenwanger, deren Männer in den Krieg ziehen und von ganz anderen Sorgen geplagt sind. Mehrere Musikwissenschaftler schließen sich nach dem Krieg der Ansicht Buchners an, ohne dessen Argumente zu überprüfen. Dem Weidenwanger Forsthaus ist damit seine Gluck-Tradition faktisch entzogen. Dies bleibt so bis zum Jahr 2013.

bis 1954


Das entehrte Gluckhaus bleibt in Händen der Familien Breinl und Schimpl, es folgt Generation auf Generation.

1941


Joseph Breinl wird sehr alt, er verstirbt im Jahr 1944. Schon zuvor übernehmen Johann und Lidwina Schimpl, wohl geb. Breinl, das Haus. Drei Jahre vor Joseph Breinls Tod, genau im Kriegsjahr 1941, baut Schwiegersohn Johann Schimpl zur Schaffung weiteren Wohnraums über einem Kniestock ein neues Dach auf. Im selben Jahr verbrennt er im Rahmen der Entrümpelung ein Dossier an Akten und Unterlagen zu diesem Haus, u. a. zur Geburt Christoph W. Glucks!

Nach Johann und Lidwina Schimpl übernimmt das Anwesen die Tochter Justine, welche den Zimmermann Franz Menner aus Erasbach - aus dem dortigen Gluckhaus! - heiratet. Das Paar nimmt im Haus den Gemeindediener und Witwer Johann Ascher auf, den 2. Ehemann der verstorbenen Lidwina Schimpl.

1954


Nach dem endgültigen Ende der Ära "Schimpl" wird das Haus an Franz und Anna Herrler (aus Schweigersdorf und Oberbürg) verkauft. Trotz fehlender Verpflichtung übernimmt das Paar im Haus den im Austrag befindlichen "Opa" Johann Ascher. Nach und nach werden dem Ehepaar Herrler, das sich in Weidenwang eine größere Ökonomie aufbaut, vier Kinder geboren, die alle heute noch leben. Zwei davon werden im Gluckhaus entbunden.

1978


Nachdem das Gluckhaus für die Familie Herrler zu klein geworden ist, errichtet sie auf der anderen Seite der Straße ein größeres Wohngebäude und zieht dorthin um. Das alte Forsthaus bleibt über 13 Jahre unbewohnt und dient in dieser Zeit nur als Lager und Abstellraum.

28. März 1991


An diesem Tag verkauft das Ehepaar Herrler das Gluckhaus für 95000 DM an das auswärtige Ehepaar Rosemarie und Bernhard Schmidt, welches das Haus alsbald einer Renovierung unterzieht und dort mit den Töchtern mehr als 20 Jahre wohnt.

2012


Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Frau Rosemarie Schmidt das Anwesen und überlässt es einem gewissen Ferdinand K. zum Mietkauf. Dieser Mann nimmt am Haus mehrere unsachgemäße Umbauten vor, lässt aber die eigentliche Haussubstanz inklusive Dach und Dachstuhl herunterkommen.




2013


Dr. Werner Robl, Hausarzt in Berching und Privathistoriker, stellt erstmals seit 100 Jahren wieder Nachforschungen zum Haus an und erkennt zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten in der historischen Arbeit von Franz Xaver Buchner.

2015


Nachdem Dr. Werner Robl selbst in die Archive gegangen ist, kann er die Arbeit Buchners in mehr als einem Dutzend Sachverhalten, nunmehr eindeutig dokumentarisch untermauert, widerlegen. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits klar, das Christoph Willibald Gluck nicht in Erasbach, sondern auf dem Areal des alten Seligenportner Wirtshauses und nachmaligen Schusterhauses von Weidenwang, auf dem auch das Forsthaus von 1724 steht, geboren sein muss. Die Buchner'sche Behauptung von der Nicht-Existenz des Forsthauses im Jahr 1714 steht allerdings weiterhin im Raum.

2018


Nachdem die Töchter von Frau Rosemarie Schmidt nach deren Tod das Erbe am Forsthaus ausgeschlagen haben, andererseits Ferdinand K. zuletzt seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen ist, fällt das zunehmend verrottende Haus mit Grundstück an das Nachlassgericht Neumarkt. Zur Nachlasspflegerin wird die Rechtsanwältin Carla Wittmann aus Berg bestellt.

20. Dezember 2018


Dr. Werner Robl und seine Frau Oksana Robl erstehen durch Vermittlung der Nachlasspflegerin das abbruchreife Anwesen zum Preis von 35000 €.

2019 und 2020


In diesen beiden Jahren wird das Forsthaus von allen modernen "Zutaten" befreit, anschließend unter Beachtung denkmalschützerischer Kautelen im historischen Bestand gesichert und als Forsthaus von 1723/24 originalgetreu wieder aufgebaut. Dabei werden auch die baulichen Überreste des alten Petzel'schen Forsthauses, somit die Geburtsstätte Christoph Willibald Glucks, aufgefunden, gesichert und in Szene gesetzt, so dass nun Buchner auch dadurch mit seiner Behauptung von der Nicht-Existenz des Hauses vor 1724 vollends widerlegt ist. Die Richtigkeit der alten Weidenwanger Tradition zur Geburt Glucks in diesem Haus wird dadurch eindrucksvoll bestätigt.

Spätherbst 2020


Bis auf Kleinigkeiten ist das historische Forsthaus und Geburtshaus Glucks fertiggestellt, ab sofort museal, d. h. zum Gedächtnis Glucks und seiner Eltern eingerichtet und dient nun der Familie Robl als Zweitwohnsitz. Führungen durch das Haus sind ab sofort auf Wunsch möglich.




4. Juli 2021


Genau 150 Jahre nach der letzten großen Feierlichkeit am Forsthaus von Weidenwang, am Hochfest des Diözesanheiligen Willibald, der Gluck seinen Vornamen gegeben hat, wird das renovierte Haus von Stadtpfarrer Francesco Benini aus Berching kirchlich gesegnet. Diese Haussegnung ist verbunden mit Vorträgen zum Gluckdenkmal Weidenwang, zur Hausgeschichte und zu den Bezügen Glucks zu seiner Heimat, mit Führungen durch das Haus und einem Dorffest. [Zum Fest]




18. - 21. Mai 2023





Der international renommierte Sopranist Arno Argos Raunig aus Österreich besucht und bewohnt mit seiner Frau Victoria das Geburtshaus Glucks im Weidenwang, um mit dem Dirigenten und Pianisten Prof. Paul Weigold aus Hannover für den 20. Mai 2023 ein Konzert der Extraklasse, mit Arien Glucks und Händels, einzustudieren.




Das Konzert, welches u. a. vier frühe Arien Glucks umfasst, die seit der Premiere im 18. Jahrhundert nie mehr vor einem öffentlichen Publikum gespielt wurden, findet am Abend des 20. Mai in der herrlichen Weidenwanger Pfarrkirche St. Willibald statt. Das bespielte Pianino stammt von unserem Sohn Dr. Florian Robl.



Durch Klick auf das Bild erhält man eine Kostprobe des Konzertes via Handyaufnahme: Pietà signore von A. Stradella.

Das Programm und Textbuch des Konzertes kann hier heruntergeladen werden! [Programm und Textbuch Konzert 20. Mai 2023]

Zahlreiche helfende Hände aus Erasbach, Weidenwang und Kerkhofen haben dafür gesorgt, dass das Konzert mit den Kastratenarien Glucks am ersten warmen Tag des Jahres 2023 ein voller Erfolg wurde.




Ad multos annos!